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Sonntag, 10. Februar 2013

Was im Leben wirklich zählt

Der reichste Mann der Welt ist derjenige der die meiste Zeit mit seiner Familie und denjenigen die er liebt verbringen kann. Dies ist der wahre Luxus im Leben, denn er bedeutet sich von der Unfreiheit der Konsumgesellschaft in die Freiheit der wahren Werte zu begeben.

von Artur P. Schmidt
Mehr Lebensqualität

Das Herunterfahren der Ansprüche, im englischen Downshifting genannt, ist ein soziales Verhalten bei dem Menschen versuchen, mit einem einfacheren Leben aus dem Gefangendilemma des obsessiven Materialismus auszubrechen. Herunterschalten führt zu einer Stressreduktion, einer Flucht aus der Überstundenfalle und einem Verhindern des Burnout-Syndroms mit dem immer mehr Menschen heutzutage konfrontiert sind.
Das Herunterfahren ermöglicht den Menschen eine bessere Balance zwischen Freizeit und Arbeit zu finden. Es konzentriert die Ziele im Leben auf ein erfüllteres Leben und den Aufbau von Beziehungen statt einer auf Überkonsum basierten Erfolgsillusion. Die Menschen wollen sich nicht mehr als Karriere machende Sesselfurzer dem bedingungslosen Kapitalismus unterwerfen.
Natürlich braucht man Geld, um aus wenig mehr zu machen, aber man braucht viel weniger Geld als man allgemein annimmt um relaxter zu leben.  Wenn Sie beim Herunterfahren Ihren Job kündigen oder eine Auszeit nehmen wollen empfiehlt es sich die Lebenshaltungskosten zu reduzieren und Geld beiseite zu legen damit sie stressfrei aussetzen zu können. Hier empfiehlt es sich etwa 6 Monatslöhne als Reserve zu haben. 

Herunterfahren bedeutet einen hohen Lebensstandard bei dem man zwar nicht mehr so viel Geld dafür aber umso mehr Zeit für sich, die Familie und Freunde hat. Um also von Berlin in die Berge umzusiedeln, bedeutet dies, in ein kleineres Haus oder Wohnung oder eine ähnlich große Immobilie, die jedoch deutlich billiger ist, zu wechseln. Wer noch Schulden auf sein Haus oder eine Wohnung hat, kann durch das Herunterfahren sich eventuell mit einem Schlag von der Knechtschaft der Banker befreien bzw. diese deutlich reduzieren.

„Generation Spent“


Der Songwriter Charlie Winston hat es in seinem Lied "Generation Spent“ (www.youtube.com) auf den Punkt gebracht. Die moderne Konsumgesellschaft bringt immer mehr überschuldete Verbraucher hervor, die eine Gesellschaft des Überkonsums und der Zeitzerstörung hervorbringt. In einer Schulden-Ökonomie gilt das Prinzip “Kaufe jetzt, bezahle später”. 
Gemäß Focus sind in Deutschland nahezu 250.000 Jugendliche in Deutschland schon vor dem Berufsleben mit durchschnittlich 7.000 Euro verschuldet.  In den USA und in Südeuropa trifft es die junge “Generation der Schuldner” noch schlimmer, da die Jugendarbeitslosigkeit noch viel höher ist und diese somit buchstäblich auf ihren Schulden sitzen bleiben.
Hierbei wächst die Generation der Schuldner immer schneller an und überzieht Amerika bis Südeuropa mit Austerität. Doch neben der unverschuldeten Schuldenfalle durch Jobverlust oder hoher Jugendarbeitslosigkeit gibt es auch die durch Überkonsum herbeigeführte Schuldenfalle durch das Hochfahren der Ansprüche.
Viele scheinen hierbei in ihrem Kaufrausch auch vergessen zu haben, was im Leben wirklich zählt: Gesundheit, Freundschaft und Vertrauen. Das Herunterfahren, was aktuell übrigens ja auch viele Banken müssen, hat hierbei das Potential auch die Kultur des Betruges in eine neue Kultur ethischen Verhaltens zu verändern, wenngleich dies wohl eher bei den Bürgern also bei den Bankstern in Frankfurt geschehen wird.
Wir sollten nie vergessen, dass die besten Dinge im Leben kostenfrei zu haben sind: Freundschaft, Luft und Wasser (noch, siehe den Artikel davor). Was nützt es einem Milliardär, der sein Geld hortet, wenn er wie Dagobert Duck nicht einmal die Zeit hat es auszugeben oder wenn er es Betrügern wie Madoff oder Zocker Hedge Fonds anvertraut hat. Der reichste Mann der Welt ist derjenige der die meiste Zeit mit seiner Familie und denjenigen die er liebt verbringen kann. Dies ist der wahre Luxus im Leben, denn er bedeutet sich von der Unfreiheit der Konsumgesellschaft in die Freiheit der wahren Werte zu begeben.


Die unsichtbare Wand

Es gibt wohl kein besseres Buch zu diesem Thema als das Buch “Die Wand“ von Marlen Haushofer“. In ihrem Buch geht es um eine Frau, die eines Morgens feststellt, dass sie über Nacht durch eine undurchdringliche Wand von der Außenwelt abgetrennt wurde und dass es offensichtlich außerhalb des abgegrenzten Gebietes kein Leben mehr gibt.
Ohne lange darüber nachzudenken, warum dies geschehen ist,  richtet sich die Frau mit dem wenigen ein, das ihr geblieben ist: ein Hund, eine Kuh, eine Katze, ein Jagdhaus, eine Alm und die Natur. Der Roman aus dem Jahr 1963 ist eine eindeutige Zivilisationskritik und heute aktueller denn je.
Ein auf die Natur angewiesener Mensch lernt, ohne Kulturgüter und Technologie auszukommen und das keine Bedeutung mehr habende Automobil wird von Pflanzen überwuchert. Das Buch beschreibt die  Bewältigung praktischer Probleme als Alpen-Pendant zum Insel-Roman Robinson Crusoe. Gegen Ende des Romans erscheint auf der Alm, die die Frau als Sommerquartier bezogen hat, ein Mann, der ohne ersichtlichen Grund ihren jungen Stier und ihren Hund erschlägt, weshalb Sie diesen erschießt.
Doch es gibt in ihrer aussichtlosen Situation doch noch ein Happy End, da ihre Kuh Bella ein neues Kalb haben wird, was ihr das Überleben sichert. In Haushofers Roman, der mit Martina Gedeck (derstandard.at/Kino) in der Hauptrolle aktuell von Julian Roman Pölsler (www.welt.de) in eindrucksvoller Weise verfilmt wurde, wird der Mensch in radikaler Weise wieder in die Natur zurückversetzt und er muss lernen in dieser zurechtzukommen.
Haushofers Roman beschreibt jedoch auch das harmonischen Zusammenleben von Mensch und Tier, welches ohne Massentierhaltung auskommt und auf Selbstversorgung setzt. Hier müssen wir uns alle selbst die Fragen stellen, wie wir wieder autonomer werden können, dies schließt auch Selbstversorgung im Rahmen der Energieversorgung und der Ernährung mit ein.
Wer seinen eigenen Strom produziert und speichert und keinen Strom von den Energieversorgern benötigt wird autonom. Wer sein eigenes Gemüse anbaut, auf lokale Fleischanbieter setzt und sein eigenes Trinkwasser produziert, gewinnt an Freiheiten, lebt gesünder und er spart darüber hinaus viele Kosten ein.

Medienpause  einlegen

Nach Lektüre des Buches von Haushofer wird man geradezu dazu animiert, mal eine Woche ohne Medien zu verbringen: kein Fernsehen, kein Radio, keine Zeitungen, keine Magazine, keine  E-Mails, kein Facebook, nur man selbst und die Natur. Versuchen Sie von Supermärkten fern zu bleiben und kaufen Sie ihre Lebensmittel von lokalen unabhängigen Läden oder Bauernhöfen.
Gehen Sie nicht mehr zum Essen außer Haus, vermeiden Sie auch Fast-Food-Ketten. Damit können Sie die Lebenshaltungskosten erheblich herunterfahren und sie leben deutlich gesünder. Ein romantisches Kerzenlicht-Dinner mit Ihrem Lebenspartner oder -partnerin ist sowieso die bessere Alternative.
Ein Apartment in den Alpen für 700 Euro ist wesentlich billiger als ihre Wohnung in München für 3500 Euro und Sie sparen dazu noch 2800 Euro ein. Der Haupteffekt ist jedoch, dass dies nicht nur die Kosten reduziert, sondern dass das Einkommen sich mehr an die gelebten Werte annähert. Wenn alle weniger konsumieren, profitieren alle Mitglieder der Gesellschaft davon. Hierbei sollten wir uns eines bewusst sein, es gibt einen großen Unterschied zwischen Armut und selbstgewählter Einfachheit. Armut ist unfreiwillig und entmündigend, während uns freiwillige Einfachheit mehr Einflussmöglichkeiten auf unser Leben eröffnet und uns von Abhängigkeiten befreit.
 Quelle und Dank an: http://www.mmnews.de und www.tradercockpit.ch

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