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Montag, 26. August 2013

Über Autarkie: Fortschritt und Rückschritt

Gastbeitrag von: Ohn Tod

Den ersten Gastbeitrag von Ohn Tod finden sie hier: Das Dogma der Freiheit

Alle meine Beiträge über Autarkie basieren auf biologischen Theorien, also auf Annahmen, wie das menschliche Leben biologisch sinnvoll von der Schöpfung angelegt ist. Erst wenn wir wissen, was unser Lebenszweck im Sinne unserer Biologie ist, können wir unsere Lebensumstände bewerten und werden dann sinnvolle Entscheidungen für ein autarkes Leben treffen können.

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In diesem Beitrag soll es um die Fixierung auf den stetigen Fortschritt bzw. auf die stetige Höherentwicklung der Menschheit gehen. Beide Vorstellungen stehen nämlich im Gegensatz zu den Vorstellungen autarker Lebensformen und dieser Text soll als Nagelprobe für das eigene Weltbild dienen:

Wollen wir Verantwortung übernehmen oder weiterhin mit den Wölfen heulen?


FORTSCHRITT IST RÜCKSCHRITT

Es ist faszinierend und frustrierend zugleich, dass im Bezug auf die Vorstellungen von Fortschritt bzw. Höherentwicklung die rein pragmatisch-materialistischen Weltbilder mit den esoterisch-philosophischen Weltbildern praktisch deckungsgleich sind.

Beide Weltbilder setzen den "ewigen Mangel" als Tatsache unserer Existenz voraus:

Während die Anhänger von Fortschritt bei jeder "Erfindung" grundsätzlich davon ausgehen, dass diese zwangsläufig von etwas noch besserem abgelöst werden müsse, scheint es für die Anhänger von Höherentwicklung eine gottgebene Tatsache zu sein, dass die Menschen nahezu bewusstlos in diese Welt gefallen sind und sich seither auf einem ewigen Weg zu einer Art göttlichem "Allbewusstsein" befinden (und interessanter Weise wird dieser Auftrag für die Tierwelt nicht postuliert) .

Beide Weltbilder haben also zwangsläufig die Idee einer unreifen oder sogar minderwertigen gegenwärtigen menschlichen Daseinsform als Nährboden – das was heute da ist, reicht offensichtlich nicht zum "richtigen" Leben. Daraus entsteht ganz automatisch die moderne Rastlosigkeit, die am schönsten mit folgendem Leitspruch zum Ausdruck kommt:

Höher, schneller, weiter!

Dieser gilt übrigens ebenso für die Esoteriker, die in Endlosmeditationen den Geist "befreien" oder "entschleunigen" versuchen. Noch mehr Erleuchtung, noch mehr Meisterschaft – die ewige Suche nach Perfektion.


Was hat das mit Autarkie zu tun?

Nun, es hat damit insofern zu tun, als dass es der natürlichen Ausgestaltung von Autarkie im Weg steht. Das Gefühl von Mangelhaftigkeit führt zur Abhängigkeit von Fortschrittsbestrebungen sowie "Veredelung" und ganz besonders zur Abhängigkeit von allen "Erfindungen", die wir im Wesentlichen mit den unbiologischen Begriffen "Technologie" und "Ideologie" ummanteln können. Diesen Begriffen stehen die biologischen Begriffe "Technik" und "Glaube" gegenüber, die einen untrennbaren Anteil des menschlichen Wesens ausmachen.

Ein autarkieorientiertes Leben

spornt immer zu maximaler Anpassungsfähigkeit der individuellen Bedürfnisse auf die gegenwärtigen Umstände und zu maximaler Entfaltung individueller Talente, Fähigkeiten und Techniken im Dienste der Gemeinschaft an.

Diese Lebensweise führt zu besonders leistungsfähigen, vertrauensvollen und selbstbewussten Individuen, die sich in eine nachhaltige, ressourcenschonende Gesellschaftsordnung freimütig und hilfsbereit einfügen.

Ergebnis:

Autarke Volksverbände leben in harmonischen und sozial besonders stark abgesicherten Gesellschaften, umgeben von einer gesunden Umwelt und erfüllt von einer positiven, kreativen und würdevollen Lebenshaltung.


Ein fortschrittsorientiertes Leben

führt dazu, dass einzelne Emporkömmlinge Technologien oder Ideologien etablieren, welche diesen besondere Vorzüge samt Aufstieg in der Rangordnung bescheren und gleichzeitig eine meist unnatürlich große Masse an Nutznießern zu Trägheit, Unfähigkeit und Abhängigkeit verführen. Diese Lebensweise führt zu wachsender Unzufriedenheit, die aus dem Gefühl der Sinn- und Nutzlosigkeit der individuellen Existenz entsteht, welches proportional zur steigenden Zahl an Nutznießern wächst. Das gilt für Konzerne (Technologie und Dienstleistungen) gleichermaßen wie für Religions-Institutionen (Kirchen und Sekten).

Ergebnis:

Fortschrittliche Volksverbände leben im dauerhaften Konkurrenzkampf innerhalb der eigenen Gesellschaft, indem das Individuum die schleichende aber nachhaltige Zerstörung der Umwelt und sogar der Lebensgrundlagen der eigenen Gemeinschaft in Kauf nimmt und auf eine immer kleiner werdende Palette an Fähigkeiten zurückgreift.


Folgerichtig bedeutet jeder Fortschritt bzw. jede Höherentwicklung in einer Gesellschaft zwar eine Zunahme der Komplexität, die in der Regel von dieser als Errungenschaft gepriesen wird, aber gleichzeitig geht damit immer eine Abnahme der Lebensqualität und der Fähigkeiten des Individuums einher.

Der Fortschritt auf der einen Seite bedeutet also immer den Rückschritt auf der anderen – die Schöpfung bleibt immer im Gleichgewicht!

Da bei keiner Spezies außer dem Menschen in derzeit herrschenden Systemen eine solche Art der "Höherentwicklung" feststellbar ist und auch von keinem Biologen ernstlich erwünscht ist (siehe Gentechnik-Kritik), können wir es auch getrost als wissenschaftlichen Konsens der Biologie anerkennen, dass Fortschritte und Höherentwicklungen widernatürlich und somit keiner Spezies zuträglich sind.

Jeder Biologe weiß, dass sich jede von Menschenhand herausgezüchtete Art (egal ob Edelkastanie oder Zwergpinscher) innerhalb weniger Generationen wieder in ihre Urform "zurück-entwickeln" würde, weil sie keinem natürlich angelegten Plan folgen kann. Ihr fehlt sprichwörtlich der nötige Lebenswille, weshalb dieser künstlich immer neu zugefügt werden muss.

"Fort-Schritt" bedeutet im Übrigen ja auch nur "fort-schreiten", also "weg-vom-Bestehenden" und keineswegs "voran-schreiten" und auch "höher-entwickeln" ist keinesfalls nötig, denn biologisch vorgesehen ist lediglich die individuelle "Ent-Wicklung" also das "Aus-Wickeln" des gesamten Lebensplans, der nichts anderes bedeutet, als dass der Embryo bereits den Plan für ein komplexes, produktives und geistreiches Leben bis ins hohe Alter in sich trägt und diesen "unter Einsatz seines Lebens" erfüllen will.

Bürde und Würde genug – Menschsein verpflichtet (siehe Beitrag zum "Dogma der Freiheit")!

ZURÜCK IN DIE HÖHLEN? PFUI TEUFEL!

Ja, wo stünden wir denn, wenn wir keinen Fortschritt anstrebten und uns nicht höher-entwickeln müssten?!

Nackt in der Höhle oder auf den Bäumen?

Und selbst wenn: Können wir überhaupt noch dahin zurück?

Wo sollten wir anfangen? Was ist praktizierbar?

Ich will in diesem Beitrag noch nicht auf die praktischen Erfahrungen von Autarkie mitten im modernen "Lifestyle" eingehen, diese werden einen eigenen Beitrag oder sogar mehrere füllen. Ich möchte hier vielmehr die praktizierten Weltbilder und deren Sinnhaftigkeit bzw. Vorteile hinterfragen, mit der Hoffnung, einen Dialog darüber anzuregen, was das Leben eigentlich lebenswert macht und für welche Ziele es sich lohnt zu kämpfen.

Abschließend ein paar vergleichende Überlegungen:

Würden wir mehr für unser "Überleben" arbeiten müssen, wenn wir uns ausschließlich um unser Essen und unsere Unterkunft kümmern würden, anstatt irgendeinen "Job" zu erledigen, der uns das notwendige (verzinste, wertlose) Geld verschafft, damit sich irgendjemand um mein Essen und meine Unterkunft kümmert?

Ist uns Programmieren, Lastwagenfahren oder Dolmetschen eher in die Wiege gelegt als unter freiem Himmel die Früchte der Natur zu ernten und in familiärer Gemeinschaft komplexe Handfertigkeiten zu erlernen und anzuwenden?

Würde ein menschliches Individuum, das ohne Systembildung, TV und Konsum aufwächst, tatsächlich Facebooken, Golfspielen oder Shoppen dem täglichen Zusammenleben in einer ständig mit produktiver Arbeit beschäftigten Großfamilie vorziehen?

Würde sich eine gesunde Gesellschaft tatsächlich für den Bau von komplexen Maschinen wie Handys oder Autos entscheiden, wenn sämtliche (minderwertigen und ausbeuterischen) Arbeitsschritte von ihr selbst bewerkstelligt werden müssten?

Würde die Energiebilanz nur für ein einziges technisch komplexes Gerät positiv ausfallen, wenn wirklich alle Parameter (Konzeption, Rohstoffe, Hilfsarbeiten, Tests, Serienfertigung, Wartung, Reparatur, Anpassung, Entsorgung, Umweltschäden-Reparatur usw.) berücksichtigt würden?

Ist es denn so unvorstellbar, schrittweise mit kleinen erreichbaren Zielsetzungen die eine oder andere unnötige Fortschritts- und Konsum-Idiotie durch eine biologisch naheliegende Alternative zu ersetzen (egal ob Gemüse-statt-Fleisch, Gärtnern-statt-Joggen usw.)?

Wer wird die Veränderungen für unser Leben herbeiführen, wenn nicht wir?


Einfach zum Selbst-Nachdenken und Selbst-(Ver-)Antworten.
:-)

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AUTARKIE IST DIE HÖCHSTE BIOLOGISCHE AUSDRUCKSFORM VON REIFE.

Mehr über angewandte Autarkie im modernen Alltag in einem anderen Beitrag.
Quelle und Dank an:  http://autarkes-rattelsdorf.blogspot.de/

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