Essbare Wildpflanzen: gesunde Selbstversorgung aus der Natur ist möglich und dazu noch gratis! -
Das Sammeln wild wachsender Pflanzennahrung erscheint manchem heute als
exotisch oder abwegig. Es ist jedoch keine Erfindung unserer Zeit: über
viele Millionen Jahre sicherte das Jagen und Sammeln unsere
Existenzgrundlage.
von Dr. Markus Strauß
Eine
zunehmende Anzahl von Menschen interessiert sich heute für das Thema
essbare Wildpflanzen. Dabei spielen unterschiedliche Motive eine Rolle:
die Suche nach wirklich natürlichen und gesunden Lebensmitteln, der
unmittelbare Kontakt zur Natur oder auch, um Geld zu sparen. Im Hinblick
auf die allgemeine Krise wird nun immer deutlicher: im Falle eines
Systemkollapses werden das heute im Rahmen dieses gesunden Hobbys
angeeignete Wissen sowie die neu erworbenen Fertigkeiten sehr schnell
überlebensnotwendig: Lebensmittelvorräte können verderben, gestohlen
werden oder gehen schlicht irgendwann zur Neige. Edelmetalle sind nicht
essbar, eignen sich aber vielleicht als Tauschmittel, um Lebensmittel zu
erwerben. Wer in der Lage ist, sich weitgehend selbst zu versorgen muss
jedoch kaum oder gar kein Tauschmittel hergeben.
Ein Blick zurück in unsere Geschichte kann uns helfen unsere heutige Situation besser zu verstehen:
Das
Sammeln wild wachsender Pflanzennahrung erscheint manchem heute als
exotisch oder abwegig. Es ist jedoch keine Erfindung unserer Zeit: über
viele Millionen Jahre sicherte das Jagen und Sammeln unsere
Existenzgrundlage. Selbst wenn der Jagderfolg ausblieb: essbare
Wildpflanzen standen den Menschen jahreszeitlich bedingt stets zur
Verfügung. Das Wissen um die Beschaffung und Zubereitung von
pflanzlicher Nahrung aus der Natur war die „Lebensversicherung“ unserer
Vorfahren.
Erst
vor einigen Tausend Jahren ging man mehrheitlich dazu über sesshaft zu
werden, um Ackerbau und Viehzucht zu betreiben. Erst seit wenigen
Jahrzehnten kaufen wir unsere Nahrung in Supermärkten - historisch
gesehen sind dies lediglich Momentaufnahmen.
Wenn
wir nun, wenn auch nur durch die Folgen der Krise gezwungenermaßen,
altes Wissen zu den Nähr- und Vitalstoffen wildwachsender Pflanzen in
der Zukunft wieder einsetzen wollten:
-
Wie könnte eine Ernährung auf der Basis selbst gesammelter, einheimischer Wildpflanzen aussehen?
-
Muss man dazu nicht erst Botanik studieren?
-
Wäre
solch eine Ernährung nicht zu einseitig? ...und die Versorgung mit so
wichtigen Elementen wie Eiweiß, Vitaminen und Mineralien gesichert?
Im Überblick:
Kohlenhydrate
Essbare
Wildpflanzen, das bedeutet nicht nur Kräuter, Blüten und Wildgemüse!
Gerade einheimische Waldbäume wie zum Beispiel Buche und Eiche bieten
hier bisher noch kaum entdeckte Schätze: Bucheckern enthalten 40%
Kohlenhydrate, Eicheln 36%, Esskastanien 41%. Aus Eicheln und
Esskastanien lässt sich Mehl gewinnen mit dem auch Backwaren wie Brote
und Kuchen gelingen. Während Esskastanien direkt nach dem Schälen und
Rösten vermahlen werden können, müssen Eicheln zunächst für ein bis zwei
Tage im Wasserbad von Gerbstoffen befreit werden. Bucheckern hingegen
eignen sich nicht als Mehllieferant. Dafür ist ihr Ölgehalt zu hoch. Die
kleinen Nüsse der Buche haben andere Vorzüge:
Fette
Bucheckern
enthalten bis zu 46% fettes Öl. Dies spiegelt sich auch in deren
Kaloriengehalt wieder: 100 Gramm enthalten 580 Kilokalorien! Bevor man
sie genießen kann sollte man sie jedoch einige Minuten bei hoher
Temperatur rösten, da sich auf diese Weise das giftige Alkaloid Fagin
verflüchtigt. Die gerösteten Bucheckern lassen sich dann in einer
Ölpresse zu qualitativ hochwertigem Speiseöl verarbeiten oder direkt
verspeisen, etwa in einem herbstlichen Bucheckern-Risotto oder als
salzig-nussige Knabberei. Weitere Öl-Lieferanten in der
mitteleuropäischen Natur sind die Wal- und Haselnüsse, wie auch die
Linden, welche ebenfalls kleine Nüsschen als Früchte ausbilden. Alle
genannten Nussarten können als ganze Nüsse, also ungeschält, sehr
problemlos für mindestens ein Jahr gelagert werden – in Krisenzeiten
ein wichtiger Aspekt!
Eiweiß
Körniger
Frischkäse enthält 13% Eiweiß und gilt als Symbol für ein eiweißreiches
Lebensmittel. Kaum bekannt ist, dass viele unserer einheimischen,
essbaren Wildpflanzen sehr eiweißreiche Nahrung bieten: die Buchecker
ist bei den Nüssen mit 25% Spitzenreiter, die Walnuss enthält 14,4%
davon. Doch auch krautiges Wildgemüse wie der Giersch (6,7%) oder die
Brennnessel (5,9%) enthalten reichlich Eiweiß!
Vitamine, Mineralien & Spurenelemente
Essbare
Wildpflanzen bieten im Vergleich zu gezüchteten Kulturgemüsesorten oft
ein Vielfaches an Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen. Außerdem
sind sie reich an so genannten sekundären Pflanzenstoffen wie
ätherischen Ölen, wertvollen Bitterstoffen und Enzymen. Besonders
Brennnessel, Löwenzahn und Vogelmiere zeichnen sich durch konstant hohe
Konzentrationen an Vitalstoffen aus. Da sie außerdem oft in
Massenbeständen vorkommen und über viele Monate hinweg gesammelt werden
können zählen sie zu den wichtigsten essbaren Wildpflanzen.
Zusammenfassend
lässt sich also feststellen: essbare Wildpflanzen bieten das ganze Jahr
über eine gesunde und kostenlose Bereicherung unseres Speiseplans. Auch
die Versorgung mit Kohlenhydraten, Fetten und Eiweißen lässt sich aus
diesen natürlichen Quellen gewährleisten. Eine Ernährung auf Basis von
essbaren Wildpflanzen ist zudem gesund, vollwertig und reichhaltig, kann
abwechslungsreich zubereitet werden und geschmacklich außerordentlich
befriedigen.
Voraussetzung
für den Einsatz dieser wertvollen Lebensmittel in der Küche ist neben
einem gewissen zeitlichen Aufwand lediglich das sichere, zweifelsfreie
Erkennen von essbaren wilden Pflanzen und Wildfrüchten sowie das Wissen,
wann und wo welche Teile der Wildpflanzen gesammelt und verwertet
werden können.
Dazu ist es jedoch nicht notwendig ein Botanik-Studium zu absolvieren oder mit komplizierten Pflanzenbestimmungsbüchern
loszuziehen: es genügt völlig 30 für die Selbstversorgung geeignete
Arten genau kennen zu lernen. Hilfreich ist es zudem, sich mit althergebrachten
Haushaltstechniken wie zum Beispiel dem Dörren oder milchsauren
Einlegen von Obst, Gemüse und Kräutern zu beschäftigen. Eine
Vorratshaltung auf Basis dieser Methoden kommt fast ohne elektrischen
Strom aus und die Anschaffung der dazu notwendigen Küchengeräte ist
vergleichsweise günstig.
Quelle und Dank an: www.mmnews.de
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