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Donnerstag, 1. September 2011

Essbare Wildpflanzen



Essbare Wildpflanzen: gesunde Selbstversorgung aus der Natur ist möglich und dazu noch gratis! - Das Sammeln wild wachsender Pflanzennahrung erscheint manchem heute als exotisch oder abwegig. Es ist jedoch keine Erfindung unserer Zeit: über viele Millionen Jahre sicherte das Jagen und Sammeln unsere Existenzgrundlage.
von Dr. Markus Strauß
Eine zunehmende Anzahl von Menschen interessiert sich heute für das Thema essbare Wildpflanzen. Dabei spielen unterschiedliche Motive eine Rolle: die Suche nach wirklich natürlichen und gesunden Lebensmitteln, der unmittelbare Kontakt zur Natur oder auch, um Geld zu sparen. Im Hinblick auf die allgemeine Krise wird nun immer deutlicher: im Falle eines Systemkollapses werden das heute im Rahmen dieses gesunden Hobbys angeeignete Wissen sowie die neu erworbenen Fertigkeiten sehr schnell überlebensnotwendig: Lebensmittelvorräte können verderben, gestohlen werden oder gehen schlicht irgendwann zur Neige. Edelmetalle sind nicht essbar, eignen sich aber vielleicht als Tauschmittel, um Lebensmittel zu erwerben. Wer in der Lage ist, sich weitgehend selbst zu versorgen muss jedoch kaum oder gar kein Tauschmittel hergeben.

Ein Blick zurück in unsere Geschichte kann uns helfen unsere heutige Situation besser zu verstehen:
Das Sammeln wild wachsender Pflanzennahrung erscheint manchem heute als exotisch oder abwegig. Es ist jedoch keine Erfindung unserer Zeit: über viele Millionen Jahre sicherte das Jagen und Sammeln unsere Existenzgrundlage. Selbst wenn der Jagderfolg  ausblieb: essbare Wildpflanzen standen den Menschen jahreszeitlich bedingt stets zur Verfügung. Das Wissen um die Beschaffung und Zubereitung von pflanzlicher Nahrung aus der Natur war die „Lebensversicherung“ unserer Vorfahren.
Erst vor einigen Tausend Jahren ging man mehrheitlich dazu über sesshaft zu werden, um Ackerbau und Viehzucht zu betreiben. Erst seit wenigen Jahrzehnten kaufen wir unsere Nahrung in Supermärkten -  historisch gesehen sind dies lediglich Momentaufnahmen.


Wenn wir nun, wenn auch nur durch die Folgen der Krise gezwungenermaßen, altes Wissen zu den Nähr- und Vitalstoffen wildwachsender Pflanzen in der Zukunft wieder  einsetzen wollten:
  • Wie könnte eine Ernährung auf der Basis selbst gesammelter, einheimischer Wildpflanzen aussehen?
  • Muss man dazu nicht erst Botanik studieren?
  • Wäre solch eine Ernährung nicht zu einseitig? ...und die Versorgung mit so wichtigen Elementen wie Eiweiß, Vitaminen und Mineralien gesichert?
Im Überblick:
Kohlenhydrate
Essbare Wildpflanzen, das bedeutet nicht nur Kräuter, Blüten und Wildgemüse! Gerade einheimische Waldbäume wie zum Beispiel Buche und Eiche bieten hier bisher noch kaum entdeckte Schätze: Bucheckern enthalten 40% Kohlenhydrate, Eicheln 36%, Esskastanien 41%. Aus Eicheln und Esskastanien lässt sich Mehl gewinnen mit dem auch Backwaren wie Brote und Kuchen gelingen. Während Esskastanien direkt nach dem Schälen und Rösten vermahlen werden können, müssen Eicheln zunächst für ein bis zwei Tage im  Wasserbad von Gerbstoffen befreit werden. Bucheckern hingegen eignen sich nicht als Mehllieferant. Dafür ist ihr Ölgehalt zu hoch. Die kleinen Nüsse der Buche haben andere Vorzüge:
Fette
Bucheckern enthalten bis zu 46% fettes Öl. Dies spiegelt sich auch in deren Kaloriengehalt wieder: 100 Gramm enthalten 580 Kilokalorien! Bevor man sie genießen kann sollte man sie jedoch einige Minuten bei hoher Temperatur rösten, da sich auf diese Weise das giftige Alkaloid Fagin verflüchtigt. Die gerösteten Bucheckern lassen sich dann in einer Ölpresse zu qualitativ hochwertigem Speiseöl verarbeiten oder direkt verspeisen, etwa in einem herbstlichen Bucheckern-Risotto oder als salzig-nussige Knabberei. Weitere Öl-Lieferanten in der mitteleuropäischen Natur sind die Wal- und Haselnüsse, wie auch die Linden, welche ebenfalls kleine Nüsschen als Früchte ausbilden. Alle genannten Nussarten können als ganze Nüsse, also ungeschält, sehr problemlos für mindestens ein Jahr gelagert werden –  in Krisenzeiten ein wichtiger Aspekt!
Eiweiß
Körniger Frischkäse enthält 13% Eiweiß und gilt als Symbol für ein eiweißreiches Lebensmittel. Kaum bekannt ist, dass viele unserer einheimischen, essbaren Wildpflanzen sehr eiweißreiche Nahrung bieten: die Buchecker ist bei den Nüssen mit 25% Spitzenreiter, die Walnuss enthält 14,4% davon. Doch auch krautiges Wildgemüse wie der Giersch (6,7%) oder die Brennnessel (5,9%) enthalten reichlich Eiweiß!
Vitamine, Mineralien & Spurenelemente
Essbare Wildpflanzen bieten im Vergleich zu gezüchteten Kulturgemüsesorten oft  ein Vielfaches an Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen. Außerdem sind sie reich an so genannten sekundären Pflanzenstoffen wie ätherischen Ölen, wertvollen Bitterstoffen und Enzymen. Besonders Brennnessel, Löwenzahn und Vogelmiere zeichnen sich durch konstant hohe Konzentrationen an Vitalstoffen aus. Da sie außerdem oft in Massenbeständen vorkommen und über viele Monate hinweg gesammelt werden können zählen sie zu den wichtigsten essbaren Wildpflanzen.
Zusammenfassend lässt sich also feststellen: essbare Wildpflanzen bieten das ganze Jahr über eine gesunde und kostenlose Bereicherung unseres Speiseplans. Auch die Versorgung mit Kohlenhydraten, Fetten und Eiweißen lässt sich aus diesen natürlichen Quellen gewährleisten. Eine Ernährung auf Basis von essbaren Wildpflanzen ist zudem gesund, vollwertig und reichhaltig, kann abwechslungsreich zubereitet werden und geschmacklich außerordentlich befriedigen.
Voraussetzung für den Einsatz dieser wertvollen Lebensmittel in der Küche ist neben einem gewissen zeitlichen Aufwand lediglich das sichere, zweifelsfreie Erkennen von essbaren wilden Pflanzen und Wildfrüchten sowie das Wissen, wann und wo welche Teile der Wildpflanzen gesammelt und verwertet werden können. 
Dazu ist es jedoch nicht notwendig ein Botanik-Studium zu absolvieren oder mit komplizierten Pflanzenbestimmungsbüchern loszuziehen: es genügt völlig 30 für die Selbstversorgung geeignete Arten genau kennen zu lernen. Hilfreich ist es zudem, sich mit Die 12 wichtigsten essbaren Wildpflanzen: Bestimmen, sammeln und zubereitenalthergebrachten Haushaltstechniken wie zum Beispiel dem Dörren oder milchsauren Einlegen von Obst, Gemüse und Kräutern zu beschäftigen. Eine Vorratshaltung auf Basis dieser Methoden kommt fast ohne elektrischen Strom aus und die Anschaffung der dazu notwendigen Küchengeräte ist vergleichsweise günstig.

Quelle und Dank an:  www.mmnews.de

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