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Mittwoch, 14. September 2011

Wände aus Stroh machen eine Heizung überflüssig

Von Susanne Gutknecht. 

In Dürnten sollen zwei neuartige Häuser entstehen. Die Bewilligung haben die Bauherren erhalten – jetzt warten sie auf warmes Wetter für den Bau.
Vorbild für die Dürntner Häuser:Der Bau mit Strohwänden in Disentis.
Vorbild für die Dürntner Häuser:Der Bau mit Strohwänden in Disentis.
Bild: Atelier Werner Schmidt,Trun

Die Vorstellung, in einem Strohhaus zu leben, löst leicht Visionen von krabbelnden Insekten, schimmligen Wänden und fortwährender Brandgefahr aus. Nicht so für zwei Familien aus dem Zürcher Oberland, die kürzlich ihre Baubewilligung für zwei Einfamilienhäusern aus Stroh im Guldistudquartier in Tann erhalten haben.
«Jeder reagiert so, wenn wir vom Strohbau erzählen», sagt einer der Bauherren, der wegen der vielen negativen Reaktionen auf den Strohhausbau nicht namentlich erwähnt werden will. «Wir hatten die Idee eines Hauses, das auf ökologischen Prinzipien beruht.» Die Minergiebauweise war ihm aber zu wenig nachhaltig. Daher suchten die beiden Familien das Gespräch mit Werner Schmidt, einem Architekten aus dem Bündnerland, der seit zehn Jahren Strohhäuser baut.
Haus braucht keine Heizung
Gebaut wird das Haus aus grossen Strohballen mit 1,25 Meter Breite, 2,20 Meter Länge und 80 Zentimeter Höhe. Ganze 350 Kilogramm wiegt ein einzelner «Baustein». Die Mauern werden 1,30 Meter dick. Auf den Bauplänen fällt auf, dass das Haus rundum mit wenigen Fenstern bestückt ist. Die Südseite jedoch ist komplett verglast und hilft mit, das Haus aufzuheizen. Sonnenkollektoren sorgen für warmes Wasser und dienen als Energiespeicher. Die Wärmedämmung ist bei Strohhäusern so hoch wie bei kaum einer anderen Bauweise. Dadurch erübrigt sich beim Strohhaus auch eine Heizung. In unseren Breitengraden fast unvorstellbar.
Die Bauherren freuen sich darüber: «Wir möchten möglichst energieunabhängig bleiben. Zudem ist uns das Raumklima wichtig. In einem Strohhaus ist man nicht vakuumverpackt, sondern das ganze Haus atmet mit.» Auch Kunststoffe zur Isolation sucht man vergebens. Verputzt wird das Haus mit Lehm und Kalk – alles natürliche Stoffe.
Rauchen auf dem Bau verboten
Als Ökofreaks sehen sich die Bauherren jedoch nicht. «Wir wollten einfach ein ökologisches Haus. Aber wir fahren auch Auto, benutzen eine Waschmaschine und einen Geschirrspüler», stellen sie klar. Einsprachen auf dem Bauamt gab es keine, wie Bausekretär Daniel Pfiffner auf Anfrage erklärt. Für die Baubehörde Dürnten ist die Baugesuchsprüfung für ein Strohhaus nicht alltäglich. Anstelle der üblichen fünf feuerpolizeilichen Auflagen sind es beim Strohhaus in Dürnten deren neunzehn. Neben der kommunalen hat auch die kantonale Feuerpolizei ein Auge auf die Unterlagen geworfen und nichts bemängelt.
Besonderes Augenmerk liegt auf der Baustellensicherung. In der Auflage sind Rauchverbotszonen gefordert. Auch Löschmittel sollen bereitstehen, falls es durch Funkenflug beim Schneiden der Keramikplatten zu einem Brand kommen sollte. Pfiffner: «Natürlich wird die Feuerpolizei auf der Baustelle vermehrt Kontrollen durchführen.» Aber Strohballen erfüllen den geforderten Feuerwiderstand. Da sie sehr stark gepresst werden, verhalten sie sich bei einem Brand ähnlich wie herkömmliche Baumaterialien.
60 Tonnen Stroh verbauen
Die grösste Gefahr beim Bau geht von Feuchtigkeit aus, die zu Schimmel oder ungeliebten Insekten führen könnte. Bevor das Stroh verbaut wird, prüft man daher genau dessen Feuchtigkeitsgehalt. Die Wasser- und Elektroleitungen werden auf dem kürzesten Weg in Schächten ins Fundament geführt, um die Gefahr eines Wasserschadens möglichst gering zu halten. Mit zwanzig gebauten Strohhäusern hat der Architekt genug Erfahrungen gesammelt.
Beim Bauvorhaben in Dürnten geht es an die letzten Vorbereitungen. Die Bauherrschaft hat bei einem Bauern in Ulm bereits 60 bis 80 Tonnen Stroh reserviert. Der Bauer presst es in die gewünschte Ballengrösse und liefert es nach Dürnten. Eine Woche nach Baubeginn soll der Rohbau des Hauses stehen. Einzige Bedingung - das Wetter muss schön sein.
 
Quelle und Dank an: www.tagesanzeiger.ch

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