Im September 2010 fand in New York der der UN-Millenniumsgipfel zur Armutsbekämpfung statt. Etwa 140 Staats- und Regierungschefs trafen sich, um eine Zwischenbilanz über bisherige Erfolge der vor zehn Jahren beschlossenen "Millenniumsziele" zu ziehen. Doch das Ergebnis sieht eher dürftig aus.
Für die Beseitigung des Hungers fehlt das Geld, für die Rüstung nicht
Die Zahl der Hungernden ist mit heute 923 Millionen Menschen sogar noch angestiegen. Und das Ziel, die Weltarmut bis 2015 zu halbieren, scheint unmöglich, denn die meisten der Industrieländer schaffen es nicht einmal, 0,7% ihres Bruttoinlandsprodukts für Entwicklungshilfe zur Verfügung zu stellen.
Dazu fehle gerade in Krisenzeiten das Geld, so der allgemeine Tenor. Fehlen tuen dadurch laut Uno Generalsekretär Ban Ki-moon etwa 100 Milliarden US-Dollar. Wo die sind, erklärt sich leicht: Laut dem Stockholmer Friedensforschungsinstitut, SIPRI, betrugen die weltweiten Rüstungsausgaben 2009 1.531 Milliarden US Dollar - das Zehnfache dessen, was bei der Armutsbekämpfung so dringend fehlt. Und eine stolze Steigerung von 49 Prozent gegenüber dem Jahr 2000, als die Millenniumsziele beschlossen wurden.
"Arme Ländern kaufen U-Boote, Bomber, Raketen, Kampfjets, Panzer usw. Dieser Schrott wird ihnen von oft staatlichen Exportagenturen der Industrieländer aufgeschwatzt. Nicht selten wird dabei auch tüchtig geschmiert. Die führenden Staaten dieser Welt, die USA, Russland, Großbritannien, Frankreich und China, also die fünf Mitglieder des Sicherheitsrates der UNO, überschwemmen die Welt mit Kriegsmaterial", schreibt Heinrich Frei dazu beim Zeitpunkt. Deutschland ist übrigens der drittgrößte Verkäufer von Rüstungsgütern auf dieser Erde.
Glück statt Geld
So wichtig Geld zur Sicherung der Grundbedürfnisse sicherlich ist, so wenig kann es das eigentliche Ziel sein. Daran erinnerte Bhutans Ministerpräsident Jigme Thinley die versammelten Regierungschefs. Für ihn sei die weltweite Konzentration auf materielle Werte "gefährlich und dumm".
Das Streben nach Glück und Zufriedenheit sei mindestens genauso wichtig, wie die materiellen Entwicklungsziele. Eine eindimensionale Ausrichtung sei weder besonders klug noch nachhaltig: "man benötigt nicht viel Intelligenz, um einzusehen, dass das endlose Streben nach materiellem Wohlstand in einer Welt mit begrenzten Ressourcen nicht nachhaltig ist", gab er zu bedenken. Thinleys Vision ist die einer vor allem glücklichen Menschheit - ein Ziel, das die gesamte Menschheit betrifft und vereint.
Bhutan ist schon vor Jahren mit gutem Beispiel vorangegangen und hat das Bruttosozialprodukt als wichtigsten Indikator durch das "Bruttoglücksprodukt (Bruttonationalglück) ersetzt - ein Maßstab der Lebenszufriedenheit der Bürger Bhutans, das nun oberster Maßstab für alle Regierungsaktivitäten ist.
Die Verfassung Bhutans -- Auszüge
Die Verfassungszusätze der BRD?
Artikel 3 - Spirituelles Erbe
1. Der Buddhismus ist das spirituelle Erbe Bhutans, welcher die Grundsätze und Werte des Friedens, der Gewaltlosigkeit, Mitgefühl und Toleranz fördert.
Artikel 5 - Umwelt
1. Jeder Bürger ist ein Treuhänder der natürlichen Ressourcen des Königreichs und der Umwelt zum Wohle der heutigen und künftigen Generationen. Es ist die grundlegende Pflicht eines jeden Bürgers, einen Beitrag zum Schutz der natürlichen Umwelt und zur Erhaltung der reichen biologischen Vielfalt von Bhutan zu leisten und alle Formen der ökologischen Zerstörung, einschließlich Lärm, visuelle und physische Verschmutzung, durch die Einführung und Unterstützung umweltfreundlicher Praktiken und Regeln zu verhindern.
2. Die Königliche Regierung wird:
(a) Schutz, Erhalt und Verbesserung der unberührten Umwelt zum Schutz der Artenvielfalt des Landes sicherstellen,
(b) Umweltverschmutzung und ökologische Zerstörung verhindern,
(c) die ökologisch ausgewogene, nachhaltige Entwicklung des Landes, bei gleichzeitiger Förderung berechtigter wirtschaftlicher und sozialer Entwicklung sicherstellen
(d) und eine sichere und gesunde Umwelt gewährleisten.
3. Die Regierung soll sicherstellen, dass im Interesse der Erhaltung der natürlichen Ressourcen des Landes und um die Zerstörung des Ökosystems zu verhindern, ein Minimum von sechzig Prozent der gesamten Landesfläche Bhutans als Wald erhalten bleiben, für alle Zeit.
Artikel 9 - Grundsätze der staatlichen Politik
2. Der Staat wird sich bemühen, die Bedingungen zu fördern, damit das Streben nach Bruttonationalglück sich erfüllt.
7. Der Staat setzt sich nach besten Kräften ein, Maßnahmen zur Minimierung der Ungleichheit des Einkommens, der Konzentration von Reichtum und zur Förderung der gerechten Verteilung von öffentlichen Einrichtungen in verschiedenen Teilen des Königreichs zu entwickeln und einzuführen.
20. Der Staat wird sich bemühen, die Voraussetzungen zu schaffen, damit sich die wahre und nachhaltige Entwicklung einer guten und mitfühlenden Gesellschaft, verwurzelt im buddhistischen Ethos und in universellen menschlichen Werten verwirklichen..
Artikel 10 - Parlament (Zeremonien zur Eröffnung und Schließen der Parlamentssitzung)
6. Am Beginn jeder Sitzung des Parlaments soll der Druk Gyalpo (der König) mit einer Chibdrel-Zeremonie empfangen werden. Jede Tagung wird eröffnet mit einem Zhug-DREL-phunsum tshog-pai zehn DREL und jede Tagung schließt mit dem Tashi-mon-Lam.
Artikel 14 - Finanzen, Handel und Wirtschaft
5. Die Regierung übt die ordnungsgemäße Verwaltung des monetären Systems und der öffentlichen Finanzen aus. Sie stellt sicher, dass die Bedienung der Staatsverschuldung keine unzumutbare Belastung für künftige Generationen darstellt.
Artikel 20 - Die Regierung
1. Die Regierung soll die Souveränität des Königreichs schützen und stärken und eine verantwortungsvolle Staatsführung, den Frieden, die Sicherheit und das Wohlergehen und Glück der Menschen sicherstellen.
Quelle und Dank an: www.sein.de
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