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Vor
vielen Jahren brachte mir eine Freundin ein Buch und sagte: "Lies mal,
unglaublich interessant." Zu meiner Überraschung faszinierte mich das
Buch so sehr, dass ich erst nach der letzten Seite wie aus einem
Trancezustand wieder auftauchte. Das Buch heißt „Anastasía“ vom Autor
Wladimir Megre. Es erzählt von der Begegnung des Autors (er war damals
noch kein professioneller Schriftsteller) mit der Einsiedlerin Anastasía
in einem abgelegenen Ort der sibirischen Taiga, wo sie und ihre
Vorfahren schon mehr als ein Jahrtausend leben. Dieses Treffen
veränderte das Leben von Wladimir radikal – ebenso wie später das vieler
Menschen. Anastasía ist eine außergewöhnliche junge Frau, die
unglaubliches Wissen über die Natur und das Leben selbst besitzt. Einen
kleinen Teil dieses Wissens gab sie an Wladimir weiter, und er schrieb
darüber zehn Bücher. Diese Bücher krempelten bei vielen Menschen ihre
Vorstellungen vom Sinn des Lebens und ihrer Bestimmung, von
Kindererziehung, Natur und Religion, unseren Vorfahren und dem Wissen,
das sie besaßen, völlig um. Das Neue daran – ist das vergessene Alte. Es
geht nur darum, sich zu erinnern, den „Speicher-Stamm“ in sich zu
aktivieren, und die Information kommt von selbst. Der Impuls dafür kam
von Anastasía und traf auf große Offenheit. Das erste Buch von Megre
verbreitete sich blitzartig. Auf die anderen Auflagen wartete das
gleiche Schicksal. Und nun geschah das Wunder. Die Menschen fingen nach
der Lektüre an, sich zu erinnern, wer sie wirklich sind und warum sie
hier auf der Erde geboren wurden. „Zurück zur Natur“ war der Aufruf, und
die Herzen der Menschen antworteten darauf. Die erste Welle der
Begeisterung richtete sich auf verlassene Dörfer, verwüstete Orte und
ungenutzte Felder mit dem Ziel, die Erde zu reaktivieren und
wiederzubeleben, sie mit wärmenden Händen und Worten, mit Herz und Seele
zu behandeln, sie mit Geist und Gefühl zu verstehen.
Ein Hektar Land für jeden
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Das wichtigste Geschenk für die Menschen war die Idee des
Familienlandsitzes. Jede interessierte Familie soll danach kostenlos
mindestens einen Hektar Land erhalten, ohne das Recht, es
weiterzuverkaufen, sondern nur mit dem Recht, es zu vererben. Auf diesem
Grundstück soll ein Haus stehen und eine Banja (russisches Dampfbad)
und es soll ein Teich gegraben werden. Anstelle eines traditionellen
Zauns entsteht eine lebendige Umzäunung aus Hecken und Sträuchern. Auf
dem Grundstück von einem Hektar werden Obstbäume, Sträucher, eine
Vielfalt von nützlichen Gemüsesorten, Pflanzenarten, Kräutern, Pilzen
und Blumen gepflanzt. Eine besondere Bedeutung wird dabei der
sibirischen Zeder zugeschrieben, die wertvolle Nüsse hervorbringt und
die positive Energie der Erde für den Menschen ansammelt. Mit der
individuellen Einrichtung des Grundstücks nach eigenen Vorstellungen
leben sich die Menschen auf ihrem Familienlandsitz ein und führen eine
autarke Lebensweise mit umweltfreundlichen Produkten. Nach einiger Zeit
stellen sich die fruchtbaren Erdschichten in ihrem ursprünglichen
Zustand von selbst wieder her. Mit einem mütterlichen Dank an ein Kind,
das sich an die Mutter erinnert hat, beschenkt die Erde reichlich und
großzügig ihren verlorenen Sohn. Bei der Interaktion mit der Natur, in
der der Geist des allmächtigen Vaters manifestiert ist, findet das
Erwachen des Menschen statt und es eröffnen sich vielerlei
Kommunikationskanäle zu feinen Ebenen der Existenz. Der Mensch wird
glücklich, ruhig, frei von Hektik und Zersplitterung. Allmählich
entwickelt er sich zu einem bewussten Wesen, das sich zu Recht wieder
Sohn oder Tochter von Mutter Natur und Vater Geist nennen kann.
Eine Bewegung entsteht
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So
ist die Idee dieses Buches – und die Realisierung ließ nicht lange auf
sich warten. Vom Moment des Erscheinens des ersten Buches „Anastasía“
bis zum heutigen Tag sind über 250 Siedlungen in Russland im Prozess des
Entstehens und Gedeihens. In jeder Siedlung richten viele Familien,
Menschen aus unterschiedlichen Berufen mit verschiedenen
Glaubensüberzeugungen, Charakteren und Altersgruppen ihre
Familienlandsitze ein. Eine große Anzahl von jungen Menschen hat ihre
Lebenseinstellung überdacht und wandte sich der Natur zu, um alte
Bräuche und Lebensgrundlagen wiederzubeleben. Die meisten der Siedlungen
befinden sich im europäischen südlichen Teil von Russland. Aber auch
hinter dem Ural in West- und Ostsibirien sowie im Fernen Osten wächst
diese Bewegung. Einige Bezirksverwaltungen verabschiedeten sogar
offiziell Gesetze über die Familienlandsitze. Das Thema wurde auch schon
auf die Tagesordnung der Staatsduma Russlands gesetzt. Täglich wächst
die Zahl der Menschen, die beschlossen haben, in den Schoß von Mutter
Natur zurückzukehren. Ich selbst hatte das Glück, einige nach dem
Prinzip der Anastasía-Bewegung gegründete Siedlungen zu besichtigen. Was
mich dort angenehm überraschte, war der psychologisch robuste
Gemütszustand der dort lebenden Menschen, der eine sehr friedliebende
Atmosphäre verbreitete. Überall in den Siedlungen kann man aktive,
schöpferische Arbeit beobachten. Manche Menschen sind schon fest aufs
Land gezogen, andere arbeiten noch in der Stadt, nutzen aber jeden
freien Tag, um ihr Grundstück zu besuchen. Menschen, die auf den
Landsitz übergesiedelt sind, haben plötzlich festgestellt, dass viel
mehr freie Zeit zur Verfügung steht, vor allem an den langen
Winterabenden. Sehr viele haben kreative Tätigkeiten verschiedenster Art
angefangen, Weben, Sticken, Arbeit mit Ton, Zimmerei etc. Die Siedler
kommunizieren oft miteinander, tauschen Erfahrungen aus und helfen
einander bei verschiedenen Angelegenheiten. Abends versammeln sie sich
oft und schmieden gemeinsame Pläne für die Zukunft, träumen, erzählen
Geschichten, singen, tanzen. Eine besondere Wärme und Herzlichkeit geht
von solchen Zusammenkünften aus. Oft werden Feste und Spiele
veranstaltet.
Rückkehr zu natürlichen Alternativen
Das ungeschriebene Gesetz in allen Siedlungen dieser Art heißt:
vollständige Ablehnung von schlechten Gewohnheiten wie Rauchen, Trinken,
Drogen aller Art. Viele sind Vegetarier. Im Haushalt werden gerne
Pferde gezüchtet, Kühe und Ziegen für Milchprodukte angeschafft, Hühner,
Enten und Gänse für Eier. Fast alle betreiben Bienenzucht. In den
Siedlungen streiten und schimpfen die Menschen nicht, bewahren
Sauberkeit und Ordnung. Chemische Düngemittel, Reinigungsmittel etc.
werden aus Umwelt- und Gesundheitsgründen generell nicht verwendet.
Bewusst findet die Rückkehr zu den natürlichen Fähigkeiten und
Alternativen auf allen Ebenen der Existenz statt. Die Häuser werden aus
Holz, Backstein, Ziegel und Lehm gebaut. Formen der Häuser aus
natürlichen Materialien werden von Architekten entwickelt und
verbessert. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt! Was für
märchenhafte Häuserkonstruktionen habe ich in den Siedlungen gesehen!
Außerordentliche Fähigkeiten
Spannend ist auch die Geburtspraxis auf dem eigenen Familienlandsitz.
Eine werdende Mutter soll ununterbrochen während der gesamten
Schwangerschaft auf ihrem Familienlandsitz in Wechselwirkung mit der
Umgebung bleiben und nur die dort mit Liebe angebauten Lebensmittel
verzehren. So eine Frau gebiert ihr Kind ohne Probleme und es fällt
direkt in die offenen Arme von Mutter Natur. Auf diese Weise geborene
Kinder werden vollkommen von der Natur adoptiert. Sie werden praktisch
nie krank, haben keine Angst vor Kälte oder Hitze und übertreffen die
Entwicklung ihrer Altersgenossen aus der Stadt um ein Vielfaches.
Lebt
eine Person bewusst in der Natur, bauen sich Verbindungen zwischen ihr
und der Umwelt auf, es entsteht ein spezielles Verständnis und ein
besonderer Seelenfrieden. Verschiedene Leute berichteten mir von ihren
außerordentliche Fähigkeiten, die sich bei ihnen nach ein paar Jahren in
der Natur unerwartet entwickelt haben. Eine ältere Frau hat plötzlich
verschiedene Vögel verstanden, dann begann sie selbst mit ihnen zu
kommunizieren und erfuhr viele interessante Dinge. Viele verständigen
sich mit Bäumen, Blumen, Insekten ... In der Natur ist der ganze Raum
mit intensivem Leben gefüllt, alles interagiert miteinander. Wenn der
Mensch lange Zeit in der Natur lebt, fängt er an, das alles zu sehen und
zu fühlen, es beginnt ein Austausch von Information. Wir sind ein Teil
der Natur. Wenn wir in ihr leben und ihre Gesetze respektieren, dann
lösen wir uns in ihr auf und verbinden uns mit ihrem Informationsfeld.
Wenn man in der Stadt wohnt und nur gelegentlich rausfährt, ist das
unmöglich.
Die Anastasía-Bewegung ist nur ein erster Schritt auf
dem Weg zu Mutter Natur. Geduldig wartet sie – jeder Strauch, jeder
Grashalm und jedes Blümchen – darauf, dass der Mensch zurückkommt, sie
liebevoll berührt und bewusst mit dem Schöpfer gemeinsam eine glänzende
Zukunft gestaltet.
ist
freischaffende Malerin aus Berlin. Geboren am Baikalsee, hatte sie viel
Kontakt zu Schamanen. Der Baikal und der Schamanismus haben sie
künstlerisch entscheidend geprägt. Weitere Malthemen sind Mythen,
esoterische Sujets, Stillleben, Landschaften. Charakterporträts sind
ihre besondere Spezialität.
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