Der Spitzwegerich ist eine eher unscheinbare Pflanze, die am
Wegesrand oder auf trockenen Wiesen wächst. Doch was so unscheinbar
aussieht, darin steckt mehr als man auf dem ersten Blick vermutet:
verschiedene Wegerich-Arten kommen bereits seit Jahrtausenden in der
Heilkunde zum Einsatz. Der Spitzwegerich (Plantago lanceolata)
stillt den Hustenreiz und hilft bei Haut- und Schleimhautentzündungen.
Deshalb wurde die Pflanze vom “Studienkreis Entwicklungsgeschichte der
Arzneipflanzenkunde” an der Universität Würzburg zur Arzneipflanze des Jahres 2014 ernannt.
Am häufigsten in der Heilkunde genutzt wurde der Breit- und
Spitzwegerich. Studienkreisleiter und Medizinhistoriker Johannes
Gottfried Mayer sagt: “Heute wissen wir, dass der Spitzwegerich die
stärkste Wirkung besitzt”. Er ist reich an zahlreichen Inhaltsstoffen,
die sich positiv bei Katarrhen der Atemwege und Entzündungen von Mund
und Rachenschleimhaut sowie bei Wunden auswirken. Zu den wichtigsten
Inhaltstoffen des Spitzwegerichkrauts gehören die Iridoidglykoside wie
Aucubin und Catalpol, die eine antibakterielle Wirkung zeigen, sowie
Schleimstoffe, die reizmildernde Effekte besitzen. Mayer erklärt: “Sie
bilden eine Art schützenden Film über die Schleimhaut in Mund und
Rachen. Damit kann der Spitzwegerich lästigen Hustenreiz mindern”. Dies
sei durch Untersuchungen im Labor belegt. Die größte Inhaltsstoffgruppe
bilden, mit einem Anteil von 6,5 Prozent, die Gerbstoffe. Diese wirken
zusammenziehend und blutstillend und stabilisieren deshalb die
Schleimhäute. Man geht davon aus, dass weitere Inhaltsstoffe wie
Flavonoide, Kaffeesäurederivate, Saponin, Kieselsäure und Mineralstoffe
wie Zink und Kalium an der Heilwirkung des Spitzwegerichs beteiligt sein
könnten. Medizinisch genutzt werden ausschließlich die Blätter der
Pflanze. Die Wahl zur “Arzneipflanze des Jahres” fiel in erster Linie
deshalb, um einen Weckruf an die Forschung zu senden. Denn es liegen
aktuell keine klinischen Studien zum Spitzwegerich vor.
Husten ist ein Symptom, das Ausdruck eines Schutzreflexes ist, der
der Reinigung der Atemwege dienen soll. Hierbei lösen die sensiblen
Nervenfasern den Reflex aus. Dasselbe geschieht bei einem trockenen
Husten, auch wenn hier kein Fremdkörper entfernt werden muss. Der
Spitzwegerich ist in diesen Fällen für seine reizmildernde Wirkung
wertvoll. Bei Husten könne man die getrockneten Blätter auch zu einem
Tee aufgießen. Hier empfiehlt Mayer den Tee mit anderen Teesorten zu
vermischen, da der Spitzegerich alleine etwas bitter schmecke.
Doch auch äußerlich kann das Kraut bei Hautentzündungen hilfreich
angewendet werden. Meyer erzählt: “In der Erfahrungs- und Volksmedizin
gilt Spitzwegerich seit langem als ein gutes Mittel zur ersten
Wundversorgung und bei Insektenstichen”. Man solle die Blätter der
Pflanze kurz kauen und dann beispielweise auf einen Insektenstick legen,
so der Medizinhistoriker.
Nachweislich ist Spitzwegerich bereits seit der Antike als Heilkraut
im Einsatz. Bis in die Neuzeit hatten der Breit- und der Spitzwegerich
ein wichtiges Einsatzgebiet beim Stillen von Blutungen. Hierzu zählte
man Wunden, in den Luftwegen, im Darm und gegen starke
Menstruationsblutungen. Häufig genannte Einsatzgebiete waren auch
Verletzungen wie Knochenbrüche, Brandwunden, Insektenstiche und
Tierbisse.
Auch Shakespeare erwähnt “plantain” mehrfach in seinen Werken
als Heilmittel gegen Verletzungen der Haut. Doch das ist noch nicht
alles, denn die Wegerich-Arten wurden auch bei der Behandlung von
Asthma, bei Geschwülsten und Geschwüren, aber auch bei Zahn- und
Ohrenschmerzen und gegen brennende Augen eingesetzt.
Je nach Bedingungen kann die Pflanze eine Höhe von 60 Zentimetern
erreichen. Der von Mai bis in den September blühende Spitzwegerich
verdankt seinen Namen den spitz zulaufenden, schmalen Blättern. Ihren
Ursprung hat das Kraut auf der nördlichen Halbkugel, doch heute wächst
es nahezu weltweit.
Der Spitzwegerich – ein weiteres Geschenk der Natur, das gerade auch
bei uns in großen Mengen am Wegesrand oder in trockenen Wiesen zu finden
ist. Man wird hoffentlich noch einiges von der “Arzneipflanze des
Jahres 2014″ aus der Forschung erfahren.
Quelle und Dank an: www.gute-nachrichten.com.de
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