Es geht dabei im Grunde um den von Fukuoka über Jahrzehnte entwickelten natürlichen Anbau, dessen grundlegenden Ideen in den ersten Kapiteln beschrieben werden. Dabei geht es, wie im gesamten Buch, nicht nur um Landwirtschaft, sondern um eine bestimmte Lebenseinstellung oder Geisteshaltung. Einfachheit ist ihm wichtig. Und nicht immer mehr Vorschriften und Handgriffe einzuführen, die man auch noch tun sollte, sondern lieber zu überlegen, was man von all den Dingen, die angeblich notwendig sind, nicht tun könnte. Also eine Nichts-Tun-Landwirtschaft.
Fukuokas missverstandene Nichts-Tun-Landwirtschaft
Und daher fragte er sich ständig, welche von der Wissenschaft ausgeheckten Maßnahmen und Technologien er lieber wieder weglassen könnte, um zu einer natürlichen Anbauweise zurückzukehren.Der Begriff der Nichts-Tun-Landwirtschaft führt leider bei vielen zur Idee, dass ein naturnaher Hof eine Art Utopia ist, wo man nichts tut, die Erträge aber ins Unendliche steigen. Aber darum geht es nicht – und Masanobu Fukuoka selbst erklärt im Buch mehrfach, dass es sich schon um viel Arbeit handelt. Die Frage, die er sich stellt, ist eher, ob wir nicht Dünger und Maschinen weglassen sollten. Ob wir nicht besser auf Pestizide und Pflüge verzichten.
All diese Technologien haben immer eine Kette von Folgen, die viele nicht wahrnehmen möchten. Aber wenn ich den Boden ständig wende (pflügen) und verdichte (Maschinen), dann baut sich nach und nach der Humus im Boden ab. Er verliert seine Fruchtbarkeit. Das erfordert dann immer mehr Dünger. Der mit Maschinen auf die Felder gefahren wird. Nun muss all das, Dünger, Pestizide, Maschinen, Treibstoff und so weiter hergestellt und transportiert werden. Dabei entstehen teils große Umweltbelastungen. Und so weiter. Die Idee des natürlichen Anbaus, wie es Fukuoka nannte, ist nun eben, so viel wie möglich davon wegzulassen, damit wir gar nicht erst mit diesem Teufelskreis beginnen.
Fukuokas Philosophie, mehr als Landwirtschaft
Und so eine Idee ist eben viel umfassender, als nur den Anbau zu betrachten. Daher geht der Autor in seinem Buch „Der Große Weg hat kein Tor“ neben den Prinzipien und Beispielen der natürlichen Landwirtschaft auch auf die Ernährung ein. Denn die Landwirtschaft kann nur beginnen, wieder natürliche Lebensmittel herzustellen, wenn die Konsumierenden diese auch wieder essen möchten und daher nachfragen.Eine Revolution der Landwirtschaft hin zu einem natürlichen Anbau kann also aus Fukuokas Sicht nur stattfinden, wenn die Menschen beginnen, sich wieder natürlicher zu ernähren.
Unverarbeitete Lebensmittel. Saisonal und aus der Umgebung. Denn er ist sich sicher, dass die Natur um uns herum zu jedem Zeitpunkt uns das schenkt, was gerade gut und gesund für uns ist.
Im gleichen Sinne betrachtet er im dritten Kapitel ausführlich die Gesellschaft und schreibt auf seine erzählende Art über die Wirtschaft, die Irrfahrten der Landwirtschaftspolitik und den Verwirrungen, welche die definierende Wissenschaft auslöst. Gerade in diesem Kapitel wird deutlich, dass Masanobu Fukuoka stark durch Taoismus und Zen-Budhismus geprägt ist. Stark vereinfacht gesagt hat er deren beiden Sichtweisen und Philosophien auf die Landwirtschaft übertragen.
Fazit
Und so schließt sich am Ende des Buches der Kreis, wenn Fukuoka davon schreibt, dass mit einem Strohhalm eine Revolution ausgelöst werden kann. Kurz gesagt: Beginnen wir Bauern und Bäuerinnen nämlich damit, dass Stroh zurück aufs Feld zu legen und statt zu Pflügen eine Direktsaat zu verwenden, wir der Boden fruchtbarer. Wir werden uns weniger auf die Wissenschaft und mehr auf die Natur verlassen. Die Lebensmittel, die dadurch entstehen, sind gesünder für die Menschen und werden sie gesunden lassen. Dadurch werden auch diese weniger abhängig von einem System, dass sich selbst durch ständiges Wachstum und laufenden Fortschritt fort entwickelt von der Natur – und damit die Menschen krank machen und in letzter Konsequenz scheitern muss.Egal ob er mit dieser oft als Fortschrittsfeindlichkeit wirkenden Haltung in jedem einzelnen Satz recht hat oder nicht, so vermittelt Masanobu Fukuoka in diesem Buch die Grundlagen seiner Denk- und Lebensweise.
Diese hat Lisa und mich sehr bestätigt, als wir sie vor einigen Jahren kennenlernen durften, denn der von uns begonnene Weg, wie wir landwirtschaften und leben, ist im Kern ein sehr ähnlicher. Dieses Buch, das ich zunächst auf englisch gelesen und am Blog vorgestellt hatte, hat mich in einigen Punkten inspiriert und in fast allen Punkten bestätigt, an unserem Ziel des naturnahen Anbaus festzuhalten.
Ich mag auch seine Sichtweise, die er im Buch vertritt, dass die Bauern Zeit zur Muße und zur Entspannung haben sollten. Fukuoka fordert, dass jeder Bauer im Winter drei Monate am Stück ausschließlich Zeit für sich und Dinge haben sollte, die er gerne macht.
Auch wenn das manche selbsternannte Hardcore-Selbstversorger*innen als „faul“ oder sonstwie titulieren werden. Gerade für diese empfiehlt sich dann wohl die Lektüre von „Der Große Weg hat kein Tor“.
Aber in Wirklichkeit empfehle ich dieses Buch wirklich jedem Menschen, der sich für Landwirtschaft, eigenen Anbau, der tieferen Qualität von Lebensmitteln und einer gesunden und zufrieden machenden Lebensweise interessiert. Es ist nämlich nicht nur eine Anleitung zum natürlichen Anbau nach Fukuoka sondern viel mehr noch ein Philosophie-Buch, mit welcher Grundhaltung sich das Leben meistern lässt. Da der pala-Verlag das Buch ganz aktuell neu aufgesetzt hat, ist es nun nach vielen Jahren endlich wieder erhältlich.
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Der Große Weg hat kein Tor – Nahrung – Anbau – Leben
Der Große Weg hat kein Tor – Nahrung – Anbau – Leben
Quelle und Dank an: http://experimentselbstversorgung.net
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