Mikroskopische Bilder zeigen Erstaunliches: Bio-Lebensmittel weisen
harmonische Kristallstrukturen auf, konventionell angebaute geradezu
kümmerliche. Was heisst das?
Der
biologische Anbau von Feldfrüchten schont Boden und Umwelt – das
bestätigt die Forschung. Sind Biolebensmittel aber auch gesünder als
konventionell angebaute?
Eine britische Studie von 2014 sagt ja, eine aus den USA von 2012 nein; beide Teams werteten bei der Metastudie Hunderte internationaler Forschungsberichte aus. Nun eröffnet der Zürcher Lebensmittelforscher Walter Dänzer ein neues Forschungsfeld im alten Streit: Er präsentiert Kristallisationsfotos von Lebensmitteln, die grosse Unterschiede zwischen Bio und Nichtbio aufzeigen.
Sein Labor in Schlieren hat Tröpfchen von 50 Lebensmitteln auskristallisiert und diese auf einer Glasplatte unter dem Mikroskop fotografiert. Die entstandenen Bilder sind verblüffend. Bioäpfel zum Beispiel weisen komplexe, filigrane Kristallstrukturen auf – mit etwas Fantasie kann man sogar fein verästelte Apfelbäumchen erkennen. Auf den Fotos von Nichtbioäpfeln hingegen sind nur Bruchstücke davon übrig geblieben.
Eine britische Studie von 2014 sagt ja, eine aus den USA von 2012 nein; beide Teams werteten bei der Metastudie Hunderte internationaler Forschungsberichte aus. Nun eröffnet der Zürcher Lebensmittelforscher Walter Dänzer ein neues Forschungsfeld im alten Streit: Er präsentiert Kristallisationsfotos von Lebensmitteln, die grosse Unterschiede zwischen Bio und Nichtbio aufzeigen.
Sein Labor in Schlieren hat Tröpfchen von 50 Lebensmitteln auskristallisiert und diese auf einer Glasplatte unter dem Mikroskop fotografiert. Die entstandenen Bilder sind verblüffend. Bioäpfel zum Beispiel weisen komplexe, filigrane Kristallstrukturen auf – mit etwas Fantasie kann man sogar fein verästelte Apfelbäumchen erkennen. Auf den Fotos von Nichtbioäpfeln hingegen sind nur Bruchstücke davon übrig geblieben.
Der überraschende Blick ins Innere
Die
getesteten Feldfrüchte stammen aus Hofläden, Biogeschäften und
Supermärkten. Von der Gurke bis zur Orange, vom Kopfsalat bis zum Reis
wiederholt sich das Bild: Biolebensmittel zeigen ausgefeilte
Kristallstrukturen, die bei konventionell angebauten Feldfrüchten kaum
mehr vorhanden sind. Und je intakter die Kristalle, «desto intakter die
Ordnungs- und Lebenskraft und somit die Qualität der Vitalstoffe», ist
Dänzer überzeugt. Für ihn sind intakte Strukturen auch ein Indiz dafür,
dass keine Pestizide zum Einsatz kamen. «Die Resultate haben uns in
ihrer Deutlichkeit überrascht», sagt der 67-Jährige. «Wir haben über
10000 Fotos gemacht, und bei Nichtbiolebensmitteln zeigen nur ganz
wenige Bilder einigermassen intakte Kristallstrukturen.»
Walter Dänzer ist in der Bioszene kein Unbekannter. Der Sohn einer Arbeiterfamilie studierte in Zürich Wirtschaft und Recht und befasste sich für sein Doktorat mit der Schweizer Agrarpolitik der siebziger Jahre. Den Richtungswechsel hin zur industriellen Landwirtschaft mit Massentierhaltung und Chemieeinsatz hielt er für verfehlt. In seiner Arbeit kritisierte er diese Entwicklung, propagierte stattdessen den Biolandbau – und erhielt dafür rundweg eine Abfuhr. «Wer sich zu jener Zeit über Tierethik und Ökologie Gedanken machte, wurde als Spinner, als naiver Weltverbesserer abgetan», sagt Dänzer, der sich nicht schubladisieren liess und seinen eigenen Weg suchte.
1981 gründete er die Firma Soyana und brachte als Erster in der Schweiz eine pflanzliche Fleischalternative auf den Markt. Heute produziert seine Firma in Schlieren zahlreiche vegane Lebensmittel. Sein Labor forscht stetig an neuen Produkten. So entstand auch die Idee mit den Kristallbildern. Dänzer möchte damit «ein Fenster zu neuen Erkenntnissen aufstossen und weitere Forschung initiieren».
Walter Dänzer ist in der Bioszene kein Unbekannter. Der Sohn einer Arbeiterfamilie studierte in Zürich Wirtschaft und Recht und befasste sich für sein Doktorat mit der Schweizer Agrarpolitik der siebziger Jahre. Den Richtungswechsel hin zur industriellen Landwirtschaft mit Massentierhaltung und Chemieeinsatz hielt er für verfehlt. In seiner Arbeit kritisierte er diese Entwicklung, propagierte stattdessen den Biolandbau – und erhielt dafür rundweg eine Abfuhr. «Wer sich zu jener Zeit über Tierethik und Ökologie Gedanken machte, wurde als Spinner, als naiver Weltverbesserer abgetan», sagt Dänzer, der sich nicht schubladisieren liess und seinen eigenen Weg suchte.
1981 gründete er die Firma Soyana und brachte als Erster in der Schweiz eine pflanzliche Fleischalternative auf den Markt. Heute produziert seine Firma in Schlieren zahlreiche vegane Lebensmittel. Sein Labor forscht stetig an neuen Produkten. So entstand auch die Idee mit den Kristallbildern. Dänzer möchte damit «ein Fenster zu neuen Erkenntnissen aufstossen und weitere Forschung initiieren».
Bio versus Nicht-Bio: Das sagt die Wissenschaft
Bio-Lebensmittel
wirken, dafür gebe es klare Hinweise – zu diesem Schluss kam die
britische Universität Newcastle 2014, nachdem sie über 300 Studien
ausgewertet hatte. Zum Team gehörte auch Urs Niggli, Direktor des
Schweizer Forschungsinstituts für biologischen Landbau (Fibl). Die
Forscher fanden in Bio-Feldfrüchten und deren Produkten eine 18 bis 69
Prozent höhere Konzentration an Antioxidanzien – die Stoffe sollen
hemmend auf bestimmte Krebsarten und chronische Krankheiten wirken. Die
Bio-Feldfrüchte wiesen zudem im Schnitt eine 48 Prozent tiefere
Konzentration des giftigen Schwermetalls Kadmium auf.
Nicht-Bio-Lebensmittel dagegen enthielten mit viermal so grosser
Wahrscheinlichkeit Pestizidrückstände, zudem 30 Prozent mehr Nitrat und
87 Prozent mehr Nitrit.
Laut der US-Universität
Stanford hingegen bringt Biokost keine signifikanten
Gesundheitsvorteile. Fazit nach der Auswertung von 223 Studien 2012: Der
Vitamingehalt von Bio- und Nicht-Bio-Kost unterscheide sich kaum, Fette
und Proteine seien ähnlich verteilt. Und bei der Gruppe, die sich
konventionell ernährte, seien Krankheitserreger nicht häufiger
vorgekommen.
Allerdings fand man im Urin von Kindern, die vorwiegend Biokost assen, geringere Rückstände von Schädlingsbekämpfungsmitteln. Die Tests dauerten zwei Tage bis zwei Jahre. Langzeitstudien zu explizit gesundheitlichen Aspekten liegen aber nicht vor, was sowohl das britische wie das US-Forscherteam bedauerte.
Allerdings fand man im Urin von Kindern, die vorwiegend Biokost assen, geringere Rückstände von Schädlingsbekämpfungsmitteln. Die Tests dauerten zwei Tage bis zwei Jahre. Langzeitstudien zu explizit gesundheitlichen Aspekten liegen aber nicht vor, was sowohl das britische wie das US-Forscherteam bedauerte.
Für
ETH-Lebensmittelingenieur Hans-Peter Bachmann «zweifellos ein
interessanter Ansatz». Der 50-Jährige ist Institutsleiter bei Agroscope
in Bern, dem Kompetenzzentrum des Bundes für landwirtschaftliche
Forschung, und verweist auf eigene Kristallisationsstudien: Ende der
neunziger Jahre untersuchte sein Institut verschiedene Herstellungsarten
von Joghurt. Die Forscher verwendeten Milch aus Demeter-Betrieben,
gaben einmal mehr, einmal weniger Milchpulver bei, variierten die
Erhitzung, entzogen der Milch mit der sogenannten
Ultrafiltrationsmethode das Wasser. Bei letzterem Versuch entstanden die
Bilder mit den am wenigsten verästelten Kristallen. Je schonender
hingegen das Joghurt produziert wurde, desto ausgefeilter war die
Kristallstruktur. Bachmanns Fazit:
«Die Unterschiede auf unseren Bildern sind deutlich. Schwierig aber ist die Interpretation, die Frage nach der Vitalqualität der einzelnen Joghurtproben.» Dazu hat sein Institut nicht weitergeforscht, «und anderweitige Untersuchungen sind mir nicht bekannt».
Der Beobachter legte Dänzers Kristallbilder dem ETH-Agronomen Hans Rudolf Herren vor, einem international renommierten Landwirtschaftsexperten, der Gremien wie das Uno-Umweltprogramm berät. «Die Bilder sprechen für sich», sagt er. «Wir wissen, dass Biolebensmittel mehr Mineralien, Vitamine und Antioxidanzien enthalten, ich vermute, dies in den Kristallstrukturen zu sehen.» Klar ist für Herren: «Konventionell produzierte Lebensmittel weisen messbare Pestizid- oder andere agrochemische Rückstände auf. Das verändert die Molekülanordnung – und dies wird in den Bildern sichtbar.»
«Die Unterschiede auf unseren Bildern sind deutlich. Schwierig aber ist die Interpretation, die Frage nach der Vitalqualität der einzelnen Joghurtproben.» Dazu hat sein Institut nicht weitergeforscht, «und anderweitige Untersuchungen sind mir nicht bekannt».
Der Beobachter legte Dänzers Kristallbilder dem ETH-Agronomen Hans Rudolf Herren vor, einem international renommierten Landwirtschaftsexperten, der Gremien wie das Uno-Umweltprogramm berät. «Die Bilder sprechen für sich», sagt er. «Wir wissen, dass Biolebensmittel mehr Mineralien, Vitamine und Antioxidanzien enthalten, ich vermute, dies in den Kristallstrukturen zu sehen.» Klar ist für Herren: «Konventionell produzierte Lebensmittel weisen messbare Pestizid- oder andere agrochemische Rückstände auf. Das verändert die Molekülanordnung – und dies wird in den Bildern sichtbar.»
Zwei Pioniere mit Gemeinsamkeiten
Dänzer
und Herren wurden im gleichen Monat und im gleichen Jahr geboren, beide
haben in Zürich studiert, beide haben ihren Weg gemacht. Dänzer wurde
Pionier der veganen Ernährung, Herren derjenige der biologischen
Schädlingsbekämpfung: In den achtziger Jahren setzte Herren in Afrika
Schlupfwespen ein, um die Nutzpflanze Maniok vor Schmierläusen zu
bewahren. Damit trug er entscheidend dazu bei, eine Hungersnot in der
Subsahara zu verhindern. Der gebürtige Berner erhielt dafür 1995 den
Welternährungspreis und 2013 den Alternativen Nobelpreis.
Begegnet
sind sich die zwei aber nie. Das steht vielleicht noch an. Herren
schreibt aus Washington, wo er derzeit arbeitet: «Ich bin mir über die
interessanten Differenzen der Kristallstruktur von Lebensmitteln
bewusst. Aber ich habe mir nie die Zeit genommen, dies im Detail zu
studieren. Das werde ich, wenn ich pensioniert bin und die Produkte von
meiner eigenen Farm testen kann» – einem Bioweingut in Kalifornien.
Pionier Dänzer wäre der Erste, der mit Pionier Herren darauf anstiesse.
Hinweis:
Die Bilder stammen aus dem Buch «Die unsichtbare Kraft in
Lebensmitteln. Bio und Nichtbio im Vergleich» von Walter Dänzer; Verlag
Bewusstes Dasein, 2014, 272 Seiten, CHF 31.90.
Quelle und Dank an: www.beobachter.ch
- Weitere Informationen: www.bio-nichtbio.info
Quelle und Dank an: www.beobachter.ch
Ein sehr interessanter Beitrag. Danke!
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