Den Balkon mit ein paar Blümchen aufhübschen ist vielen Balkongärtnern in Zeiten von Urban Gardening zu wenig. Sie möchten auf dem Balkon auch Gemüse und Kräuter anbauen und ernten. Radieschen, Salat, Paprika, Tomaten, Basilikum und Schnittlauch sollen von der „eigenen Scholle“ direkt frisch auf dem Tisch landen.
Und das funktioniert auch sehr gut. Gemüse und Kräuter lassen sich in Kübeln, Töpfen und Blumenkästen anbauen – pur oder in Mischung mit Blumen. Der Gemüseanbau auf dem Balkon ist im Jahresverlauf etwa der gleiche wie im Garten: Im Frühjahr werden die Frühgemüse wie Radieschen, Kohlrabi und Salat gesät oder gepflanzt, ab etwa Mitte Mai kommen Tomaten, Chili, Tomatillo, Auberginen u. ähnliche frostempfindliche Gemüse dazu. Im August kann man noch einmal Salat und bis September auch Radieschen aussäen. Ob Feldsalat und Spinat als Spätgemüse im Balkonkasten gedeihen und vielleicht sogar überwintert werden können, habe ich noch nicht ausprobiert – einen Versuch ist es wert.
Wer Kräuter und Gemüse in einem Balkonkasten mit Sommerblumen zusammenpflanzen möchte, sollte bedenken, dass gekaufte Sommerblumen mit Wachstumshemmern und Pestiziden behandelt sein können. Was man an Zierpflanzen nicht selbst aus unbehandeltem Saatgut ausgesät oder vom Bio-Gärtner des Vertrauens gekauft hat, sollte man daher lieber nicht in den gleichen Blumenkasten wie das Balkon-Gemüse oder die Kräuter pflanzen, sondern in eigene Gefäße. Doch sonst sind gemischt bepflanzte Balkonkästen eine Augenweide und Quelle für die Gaumenfreuden zugleich.
Wer auch etwas für Nützlinge wie Bienen, Hummeln, Marienkäfer, Schwebfliegen und andere tun möchte, der pflanzt Ringelblumen, Phacelia, Dill, Borretsch, Thymian, Schafgarbe und andere Nützlings-Pflanzen zwischen sein Balkongemüse.
Mein eigenes „Balkonien“ hat kein Geländer und ist im Erdgeschoss – es ist ein Topfgarten auf einer Südseiten-Terrasse. Was Balkonbesitzer und ich gemeinsam haben, ist das Platzproblem. Das konnte ich mit einem Balkonregal lösen. Darin bringe ich 8 bis 12 Kräuter- und Blumentöpfe unter.
Der einzige Balkonkasten, den ich habe, steht bei mir (mangels Balkongeländer) auf dem Boden und enthält eine geschenkte niedrige Blumenmischung und Dahlien. Gemüse, Kräuter, weitere Sommerblumen, Stauden und Gehölze kultiviere ich dagegen in Töpfen oder Kübeln und kann sie so beliebig umstellen und kombinieren – je nachdem, was meine Anbau-Experimente ans Licht bringen. Als Pflanzerde nutze ich nach Möglichkeit torffreie Bio-Erde. Die Töpfe und Kübel sind fast alle aus Ton.
Während man für Balkonkästen und das Topfregal niedrig bleibende Gemüse-/Kräuterarten und -sorten wählen muss, kann man in Kübeln auch hoch wachsende Gemüse unterbringen. Je größer der Topf ist und je mehr Pflanzenerde da rein passt, desto mehr Speicherkapazität hat man für Wasser und Nährstoffe und desto besser ist i. d. R. auch die Standfestigkeit. Bei zu klein gewählten Töpfen muss man mit der Gießkanne daneben stehen oder eine automatischen Bewässerung installieren und die Standfestigkeit durch Anbinden o. Ä. sichern.
Als urbaner Gärtner mit beschränktem Platz kommt man immer wieder an die Grenzen des Machbaren, weil man immer noch diese oder jene Pflanze anbauen oder eine bestimmte Sorte ausprobieren möchte. Ich habe dieses Jahr eine Tomate und eine Tomatillo-Pflanze versuchsweise in einen Kübel zusammengepflanzt, weil ich für zwei Kübel keinen Platz mehr gehabt hätte. Bisher funktioniert das gut und beide haben schon reichlich Früchte entwickelt, doch muss ich mit dem Gießen und Düngen ziemlich hinterher sein.
Mit dem Ausgeizen nehme ich es bei meinen Tomaten im Kübel übrigens nicht so genau – ich versuche nur, ein Gleichgewicht zwischen Blättern und Fruchtansätzen zu erreichen. Höher als 1,60 m sollen Tomate und Tomatillo bei mir auch gar nicht werden, da ich die Pflanze nur mit Stäben, die ich in den Kübel gesteckt habe, aufrecht halten kann. Wer eine überdachte Terrasse oder eine andere Vorrichtung hat, die ein höheres Aufbinden ermöglicht, kann Tomaten nah beieinanderstellen und mehr in die Höhe kultivieren – dann macht auch strengeres Ausgeizen Sinn. Meine Tomate werde ich ab etwa Mitte August daran hindern, weitere Blüten zu bilden, weil die Früchte späterer Blüten sowieso nicht mehr ausreifen können.
Sehr dankbare Balkongemüse sind Paprika und Chili. Viele Sorten bleiben sowieso klein und können oft ohne Stütze im Topf angebaut werden. Lediglich eine Chili ‚Bischofsmütze‘, die ich vor Jahren hatte, wurde über einen Meter hoch und musste an Stäben befestigt werden. Beim Gießen von Paprika muss man ein bisschen aufpassen – sie sind Flachwurzler, Staunässe mögen sie nicht, aber Trockenheit auch nicht.
Dieses Jahr habe ich in meinem „Balkonien“ auch eine Auberginen-Pflanze im Kübel. Darüber haben sich auch die Schnecken gefreut, vor denen man auf der Terrasse – im Gegensatz zum Balkon – nicht sicher ist. Sie fraßen vor ein paar Wochen alle Blüten und den Großteil der Blätter der Aubergine weg. Auch die beiden Chilipflanzen daneben blieben nicht verschont. Doch inzwischen sind alle Pflanzen auf dem Weg der Genesung. Die Chilis haben bereits erste grüne Früchte, die Aubergine immerhin wieder Blütenknospen.
(Nachtrag: Bald darauf hatte sie auch jede Menge Früchte, siehe Bild).
Auch wenn man es mit einem kleinen Balkon oder einer kleinen Terrasse nicht unter die Voll-Selbstversorger schafft, kann man doch einiges ernten. Bei mir beginnt die Erntezeit schon im zeitigen Frühjahr mit dem ersten Schnittlauch, den ich draußen überwintere und der auf meiner Südseitenterrasse sehr früh austreibt. Basilikum und andere Kräuter ernte ich ab Frühjahr am laufenden Band. Demnächst gibt es frische Tomaten, würzige Tomatillos und scharfe Chilis. Das letzte, was ich (bisher) im Spätherbst geerntet habe, war der Thymian, mit dem sich bekanntermaßen leckere Soßen zubereiten lassen.
„Vom Balkon (oder von der Terrasse) frisch auf den Tisch“ macht nicht zuletzt wegen der unendlich vielen Experimentiermöglichkeiten viel Freude.
Quelle und Dank an: www.gartensaison.de/
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