Peter Harth
ARD und ZDF bejubeln ihre Berichterstattung im Ukraine-Konflikt. Die Zuschauer finden das traurig, denn sie ist voller Fehler. Bisher war das den Journalisten egal, jetzt zittern sie vor einem Verein. Der nutzt die Gesetze und schickt pausenlos Beschwerden. Jede muss beantwortet werden, was zu Flüchen, Tränen und Trotz in den Rundfunkanstalten führt. Sie können ihre Fehler nämlich nicht erklären.»ARD und ZDF – da fühl ich mich manipuliert.« So denken immer mehr Zuschauer, nachdem sie den öffentlich-rechtlichen Rundfunk »zwangsgenossen« haben. Wer glaubt denn auch noch Journalisten, die Panzer durch die Ukraine rollen lassen, nur um eine Fantasie-Schlagzeile »Russland auf dem Vormarsch?« dichten zu können? Die Panzer gab es nie. Es waren sechs Jahre alte Archivbilder aus dem Kaukasus.
Haarsträubende Manipulationen wie diese werden im Internet genüsslich seziert. Ganze Webseiten sind darauf spezialisiert. Das Material dafür stapelt sich, weil die »Informationsprofis« erschreckend oft die Wahrheit verdrehen – beispielsweise wenn es wieder einmal um Ukraine, Krise und Russland geht – aber nicht nur da. Mit jedem Fehler werden die Zuschauer misstrauischer. Bald muss sie also kommen, eine große Protestwelle, die über alle Journalisten von ARD und ZDF hinwegrollt – denen mal richtig die Köpfe wäscht. Große Protestwelle? Hallo, wo bist du? Kritik? Noch da?
»Wo der Leser zum Tier wird«, da muss man ihn nicht ernst nehmen
Kritik und Protest sind ziemlich mundtot: Wütende Kommentare von enttäuschten Zuschauern verschwinden auf den öffentlich-rechtlichen Webseiten. Sie werden zensiert. »Wo der Leser zum Tier wird«, da soll man ihn nicht ernst nehmen. Ende der Durchsage!
Kritik aus dem Internet kommt sowieso nur von wirren Verschwörungstheoretikern. Darf man also auf gar keinen Fall ernst nehmen!
So reden die Betonköpfe der Tagesschau – explizit Chefredakteur Kai Gniffke – aber auch sein zweiter Chefredakteur Christian Nitsche, der mit dem Stemmeisen lieber an einer eigenen Verschwörungstheorie schnitzt: In diesem Märchen rutscht dem armen Zuschauer vor Angst sein Herz bis zu den schlotternden Knien. Die Kritik sei das schmutzige Werk böser Panikmacher aus dem dunklen Netz, die natürlich Marionetten einer noch viel dunkleren Macht sind; gesteuert vom einsamen Diktator Putin: »Das Ziel der Kampagne ist nicht die Stärkung der Demokratie, sie soll vielmehr zu einer Abkehr von Sendern und Zeitungen führen. Im Ergebnis schwächt dies die Demokratie.«
Journalismus 2015: Mit Ochs, Esel und Betonkopf
Eine bedenkliche Sichtweise, die Herr Nitsche da an den Tag legt. Sie zeigt vor allem, dass die Öffentlich-Rechtlichen schon in den Medienkrieg um die Köpfe der Menschen gezogen sind. Nur merken sie vor lauter Arroganz nicht: Wer Kritiker mundtot macht, tötet, was er angeblich retten will – die Demokratie. Genauso beängstigend ist es, sich für eine angeblich gelungene Ukraine-Berichterstattung selbst zu feiern. Da feiert man allerdings allein.
Diese ungesunde Mixtur aus Fatalismus, unfreiwilliger Komik und Realitätsverlust erinnert an einen Treppenwitz der Geschichte, der ja leicht abgewandelt noch einmal erzählt werden kann: Den Journalismus in seinem Lauf, halten weder Ochs noch Esel auf.
Wer wird denn gleich weinen …
War denn die Kritik nur ein Sturm im Wasserglas? Haben die Kritiker Adieu gesagt? Nein, eine einzige Frau bringt den öffentlich-rechtlichen Rundfunk an den Rand der Verzweiflung: Maren Müller bombardiert ARD und ZDF mit ihrem Leipziger Verein »Ständige Publikumsvertretung«.
Über 40 gut durchdachte »formale Beschwerden« über die Ukraine-Berichterstattung zwingen insbesondere den WDR in die Knie. Jedenfalls leidet man dort unter Nervenerschütterung, seitdem die größte Landesrundfunkanstalt der ARD (und die größte Kontinentaleuropas) 20 Beschwerden im Akkord aus dem Briefkasten fischte.
Sie lesen richtig. Der Kölner Koloss mit 19 500 Mitarbeitern weint wegen einer einzelnen Frau – Maren Müller und ihrer »Ständigen Publikumsvertretung«. Ganz besonders laut schluchzt dort die Chefredakteurin des WDR, seit sich die Beschwerden auf ihrem Tisch stapeln: Sonia Seymour Mikich wurde zwar in Oxford geboren, zeigt aber so gar keinen englischen Sportsgeist.
Genervt, dünnhäutig, ja geradezu bockig
Quelle und Dank an: Kopp Verlag und weiterlesen hier:
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